Montag, 9. Mai 2016

Die neuen Pläne der Regierung kündigen schwere Zeiten an...



Containerschiffe steuern Häfen an?

Paweł Wojciechowski
Aus der Zeitung Wyborcza vom 15.04.2016

Das Regierungsprogramm der Schiffbarmachung der Hauptwasserstraßen in Polen sieht unter anderem eine Modernisierung der unteren Weichsel von Warschau bis Danzig vor. Das ist nicht nur eine Chance zur Entwicklung des Wassertourismus, sondern vor allem auch zur Verbesserung des Geschäfts der Seehäfen.

So sieht es an vielen Orten an der unteren Weichsel aus. Sandbänke und Untiefen machen eine Schifffahrt unmöglich.



Am Montag verkündete Marek Gróbarczyk, Minister für Meereswirtschaft und Binnenschifffahrt (GMiŻŚ), in Wroclaw, dass die Regierung eine gigantische Investition zur Schaffung von Wasserautobahnen im Rahmen des Programms zur Entwicklung der Binnenwasserstraßen bis 2020, mit Perspektive bis 2030, plant. Es geht um die Schiffbarmachung der polnischen Teile von drei internationalen Verkehrwegen, die die UN- Konvention über die Hauptbinnenwasserstraßen von internationaler Bedeutung (AGN) festgelegt hat.

Wasserautobahnen
Die erste Trasse (E-30) verbindet die Ostsee mit der Donau und auf polnischem Gebiet umfasst sie die Oder von Świnoujście bis zur tschechischen Grenze. Die zweite Trasse, die besondere Bedeutung für die Region Pommern hat, ist die E-40. Sie verbindet die Ostsee von Gdansk mit dem Dnepr in der Region Tschernobyl und verläuft über Kiev, Nowa Kachowka und Cherson bis zum Schwarzen Meer. In unserem Land umfasst sie die Weichsel von Gdansk bis Warschau, die Narew und den Bug bis Brześć. Die dritte Trasse (E-70) verbindet Holland mit Russland und Litauen. In Polen führt sie über die Oder von der Mündung des Oder-Havel-Kanals bis zur Warthe in Kostrzyn, sie verbindet die Wasserwege der Weichsel und Oder und von Bydgoszcz die Unteren Weichsel mit der Szkarpawa oder der Danziger Weichsel.
Jerzy Materna, Vizeminister des GMiŻŚ verkündete, dass die Realisierung dieses Plans ungefähr 15 Jahre dauern wird.
- Vor allem geht es um die Anpassung dieser Wasserstraßen an die Parameter der Schiffbarkeitsklasse IV – sagt der Minister Gróbarczyk.
Das bedeutet, dass die Trassen zugänglich werden für Einheiten von 85 m Länge und 9,5 m Breite, zwischen 2,5 bis 4,5 m Tiefgang und einer Tragfähigkeit von 1250-2500 t. Der Plan setzt voraus, dass die wichtigsten Seehäfen (Danzig, Gdynia und Elblag) eine funktionierende Anbindung an die Binnenwasserwege besitzen. Gegenwärtig ist der Anteil der Binnentransportschifffahrt mit allen Transportzweigen vernachlässigbar gering im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und beträgt weniger als 1%. Im Vergleich dazu liegt er in Holland bei 42%, Belgien bei 15%, Bulgarien bei 14% und in Deutschland bei 12%.

Zuerst die Oder, dann die Weichsel
An erster Stelle plant die Regierung die Oder-Schifffahrtsstraße zwischen Szczecin und Wroclaw schiffbar zu machen.
- Die Oder-Wasserstraße stellt hier das Zentrum des Interesses dar und bildet eine reale 4-jährige Aufgabe, die sich realisieren lässt – verkündete Minister Gróbarczyk.
Das heißt jedoch nicht gleich die Einführung der 4. Navigationsklasse. Die Schifffahrt verlangt in erster Linie die Beseitigung der Engpässe im Flussbett, den Bau der Verbindung Donau-Oder-Elbe und den Bau des Schlesischen Kanals.
Die zweite Priorität bei der Programmumsetzung hat die Verbesserung der Navigationsbedingungen auf der Weichsel, was den Bau von Kaskaden im mittleren und unteren Verlauf von Warschau bis Danzig erfordert. Es ist interessant daran zu erinnern, dass diese Route im 17. Jhd., gemessen an den Warenumschlag in Danziger Hafen, einer der wichtigsten Wirtschaftswasserwege nicht nur in Polen, sondern in Europa war.

Es profitieren die Seehäfen    
Gegenwärtig besitzt der Weichsel-Wasserstraße in Abhängigkeit von dem Abschnitt verschiedene Navigationsklassen, die es größeren Einheiten nicht ermöglichen die ganze Route zu befahren.
Auf der ganzen Länge der Weichsel zwischen Warschau und Danzig erfüllt lediglich der Abschnitt zwischen Plock und Wroclawek sowie die Tote Weichsel die Parameter der internationalen Schifffahrt – sagt Rafał Wasil, der Koordinator des Teams zuständig für Wasserwege im Marschallamt in Danzig. – Die Wiederherstellung der Schiffbarkeit ist sehr essentiell aus Sicht der Seehäfen. Bei den gegenwärtigen Plänen für den Umbau des Terminals DST, könnte in naher Zukunft der Warentransport nur auf dem Schienen- und dem Straßenweg problematisch werden und der Wassertransport wäre eine hervorragende Alternative. An den Wasserwegen entstünden Logistikzentren, ähnlich wie in westlichen Ländern, z.B. auf dem Rhein, wo Container, die nach Rotterdam und Antwerpen fahren, umgeladen werden. Die Weichsel hat dasselbe Potential – sagt Wasil.

Ein Schiff sind 30 LKWs
In der Schifffahrtsklasse IV kann ein Schiff ca. 200 Container laden. Ein mittelgroßes Schiff des Typs „Europa“ mit 80 m Länge kann eine Ladung, die auf 30 LKWs passt würde, transportieren. Nach Regierungsexperten kann schon nach der Modernisierung des ersten Abschnittes der unteren Weichsel die Ladefracht der Binnenschifffahrt 7,8 Mio. t betragen, in Abhängigkeit von den Seehäfen.
Die Schiffbarmachung von Flüssen besteht in die Schaffung von Regulierungsbauwerken. Gegenwärtig ist die Mehrheit der den Flussverlauf steuernden Bühnen zerstört.
- Deshalb fließt der Fluss in Mäandern und wird nicht in die Mitte des Bettes gelenkt. Dadurch bilden sich Sandbänke, die durch ihre Verflachung ein Hindernis für die Schifffahrt darstellen. Eine der Varianten des Programms ist die Kaskadierung des Flusses, also der Bau von Staustufen und Speicherbecken alle 20-30 km sowie die Vertiefung des Flussbettes – erklärt Wasil.
Die Entwicklung des Tourismus wird ein weiterer Vorteil dieser Investition für Pommern sein. – Gegenwärtig kann der Tourismus sich nicht voll entfalten, obwohl er sich sukzessive entwickelt. Die Schiffbarmachung verbindet sich mit dem Bau eines Netzes von Häfen und Segelboothalten – sagt Wasil.
Der Wassertransport verlangt auch die Verbesserung des Hochwasserschutzes. Er ist auch in ökologischer Hinsicht dem Straßentransport (viel geringere CO2-Emissionen) und dem Schienentransport überlegen.

Es fließen Milliarden Zloty
Die geschätzten Kosten für die Modernisierung der Wasserwege unterscheiden sich hinsichtlich der Regulierungsvarianten. Der Oder-Wasserstraße zusammen mit dem Gleiwitzer Kanal und die Verbindung von Oder und Donau beträgt zwischen 16,5 und 22,6 Mrd. Zloty. Der untere und mittlere Weichsel-Abschnitt von Warschau bis Danzig kann etwa 31,5 Mrd. Zloty aufsaugen, der Schlesische Kanal ungefähr 11 Mrd. Zloty und die Wasserstraße Warschau- Brześć von 8 bis 25,5 Mrd. Zloty.
Die Investition soll unter anderem von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der Europäische Investitionsbank oder durch den Europäischen Fond für Strategische Investitionen finanziert werden.

Den Orginal-Artikel kann man nachlesen unter: http://trojmiasto.wyborcza.pl/trojmiasto/1,150681,19912418,barki-z-kontenerami-poplyna-do-portow.html

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